30.07.2011 01:25

1xGold, 2xSilber, XxTurnschuhe, Pia-K. Voigtländer bei der Dressur-EM Broholm 2011

Bunte Turnschuhe aus Stoff! Tolle Schuhe, viele Schuhe – allesamt von Sponsor Ecco für die Teilnehmer der Europameisterschaft zur Verfügung gestellt – leider aber die falschen Schuhe. Wenn es denn wenigstens Gummistiefel gewesen wären! Das große Geschäft machte an diesem Wochenende, wer Gummistiefel im Sortiment hatte. Während der Jugendeuropameisterschaften in Broholm/ Dänemark schüttete es wie aus Kannen, jedenfalls meistens. Wenn es nicht schüttete dann gab es windigen Sprühregen, abgelöst hin und wieder von ergiebigem Landregen. Pia Voigtländer und Laetitian R hat das alles nicht gestört. Erst ein halbes Jahr reitet Pia den mächtigen Braunen, auf den ihre Mutter Julia Voigtländer („was tut man nicht alles“) nun verzichtet. Ein Selbstgemachter, Selbstausgebildeter, der fünfjährig schon aus dem Stall von Dr. Antje Rahn in Rheinsberg in den Stall an den Eichkamp kam und der nun Schritt für Schritt nach vorne kam – bis zur Europameisterschaft in Broholm. Bereits am Donnerstag wurden Laetitian und Pia mit den deutschen Junioren Mannschafts-Eurpoameister. Vivien Niemann, Jonas Schmitz-Heinen, Lena Schütte und Pia Voigtländer siegten deutlich vor den Teams aus Dänemark und Holland. Pia und „Titzi“ lieferten mit 73,622 Prozemt dabei das beste Einzelergebnis von allen ab und gewannen die Prüfung. Ein Richtungszeichen für das Wochenende. Nach dem Titelgewinn mit der Mannschaft am Donnerstag folgte am Sonnabend der Kampf um die erste Einzelmedaille. Hier musste Pia dann ihrer Mannschaftskameradin Cipollini, den Vortritt lassen. Glücklich über Silber war sie trotzdem. „Entweder Erster oder Dritter – Zweiter ist irgendwie Grütze“ hatte sie vor der Reise nach Dänemark gesagt. Auf dem Treppchen in Broholm war das vergessen. Die tolle Stimmung trug sicherlich dazu bei. Gemeinsam statt einsam mit den Mannschaftskameraden oder den Mitgliedern der anderen Nationen unterm großen Regenschirm – das schafft Nähe ganz automatisch. Ein paar extra aus Berlin angereiste Fans taten ihr Bestens, um gegen den Wind anzuschreien, mit Erfolg. Die Entscheidung in der Kür war schließlich der Höhepunkt der Europameisterschaften. Die drei besten deutschen Reiter durften starten, Pia als vorletzte von allen. Und was für Nerven hat sie bei ihrer ersten Europameisterschaft bewiesen! „Nun wollen wir doch noch mal sehen“, war schon auf dem Abreiteplatz die Ansage, als sie Titzi völlig unbeeindruckt und bereits selber komplett durchnässt durch Pfützen marschieren ließ – beobachtet von ihrer Mutter Julia, Teamchef Oliver Oelrich und Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen. Auch im Viereck ritt Pia auf Angriff. Zu den Klängen der Rocky Horror Picture Show lieferte sie eine Vorstellung ab, die nicht nur den Berliner Fans Gänsehaut bescherte. Vielleicht war sie ein ganz kleines bisschen vor der Musik, vielleicht war das am Ende das entscheidende Zehntel das wieder zum Titelgewinn fehlte. Im Kür-Finale der Dressur-Europameisterschaften erritt Pia jedenfalls nach ihrem Einzel-Silber nun auch Kür-Silber (76,575 Prozent). Gold holte für die gastgebenden Dänen mit Nanna Skodborg Merrald mit Mirribald (76,700 Prozent). Auch die Bronezmedaille ging in der Kür nach Dänemark.
„Pia-Katharina und Laetitian R trotzten heute wieder Dauerregen und Sturmböen. Sie legten einen Ritt wie bei Sonnenschein hin. Dabei hat die Reiterin wirklich alles aus dem Pferd herausgeholt und die Lektionen perfekt auf die Musik abgestimmt“, lobte Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen. Die Ehrenrunde fand zu Fuß statt. Den Pferden wollte man das Wetter nicht mehr zumuten. Für die Reiterinnen war die große Runde zu Fuß auf dem schlammigen Platz dann die letzte wirklich große Herausforderung des Wochenendes. Mit zwei Silber und einer Goldmedaille, mehreren Paar Stoffturnschuhen und extra doch noch gekauften Gummistiefeln ging es am Abend nach Berlin. Nach Heike Kemmer 1983 und Nicolai Alexander Bosse 1990 und 1991 ist Pia 20 Jahre später nun die dritte Mannschafts-Europameisterin aus Berlin-Brandenburg in der Dressur.
Text: Anja Nehls, Fotos: Facebook